Die Jahreslosung

Die Jahreslosung 2014

Gott nahe zu sein ist mein Glück.

Psalm 73,28 (E)

Auslegung zur Jahreslosung 2014 durch den Verlag am Birnbach, Text von Renate Karnstein:

„Glück gehabt!“ sagen wir, wenn etwas gut ausgeht. Sei es, dass es bei einem Unfall nur Blechschaden gibt, wir entgegen unserer Befürchtungen die Prüfung bestehen, die Diagnose beim Arzt doch nicht so schlimm ist oder es einfach nicht regnet, wenn wir unseren Regenschirm vergessen haben. Eher selten bietet sich die Gelegenheit, es nach einem Lottogewinn auszurufen…
Die vielen Glücksratgeber lassen darauf schließen, wie stark wir uns nach Glück sehnen. Dabei geht es um mehr als ein schnell dahingesagtes: „Glück gehabt“. Letztlich hat das Wort Glück etwas damit zu tun, wie etwas ausgeht. Glück ist also eine Dimension, deren Qualität sich erst im Nachhinein, vom Ende her gesehen, erweist.

„Gott nahe zu sein ist mein Glück“, lesen wir im letzten Vers des 73. Psalms von einem, der sich heftig mit seiner im Moment keineswegs glücklichen Situation auseinandersetzt. Der Psalmbeter lässt uns an seinen zwiespältigen Gedanken teilhaben. Er gewährt uns einen Blick in sein angefochtenes Herz und nimmt uns hinein in eine erstaunliche Verwandlung. „Lauter Güte ist Gott für Israel, für alle Menschen mit reinem Herzen. Ich aber - fast wären meine Füße gestrauchelt, beinahe wäre ich gefallen“, beginnt er. Warum dieses „Ich aber...“ Für ihn ist es unerträglich, dass Menschen, die sich weder um Gott noch um ihre Mitmenschen scheren, das Glück scheinbar für sich gepachtet haben. Dass ausgerechnet diese „Gottfernen“ ein erfolgreiches Leben führen. „Mein Herz war verbittert, mir bohrte der Schmerz in den Nieren“, so sehr litt der Beter täglich unter der in seinen Augen ungerechten Situation. Fast hätte er darüber sein Vertrauen in Gottes Güte verloren und seine Treue zu ihm aufgekündigt. Was nützen ihm alle Anstrengungen, sich nach Gottes Geboten zu richten, sein Herz „rein zu halten“?
Die, die sich über Gott erheben, werden nicht bestraft. Im Gegenteil: ihre Haltung und ihr Handeln sind auch noch von Erfolg gekrönt. Das nehmen sie wiederum zum Anlass, sich über Gott zu erheben und noch andere in ihren Bann zu ziehen. Sogar den Psalmbeter.

Sind wir da nicht ganz nah bei uns heute? Scheinen in unserer Welt nicht diejenigen die Macht zu haben, die rücksichtslos nur ihre eigenen Interessen unter Einsatz menschenverachtender Mittel vorantreiben? Ohne Rücksicht auf die Schöpfung und Respekt vor dem Schöpfer suchen sie ihren eigenen Gewinn. Selbst in unserem persönlichen Umfeld haben wir oft den Eindruck: Der Ehrliche ist der Dumme. Wie gut kann ich da die quälenden Gedanken des Psalmbeters nachvollziehen. Er bleibt allerdings nicht darin stecken, weil er merkt: diese Grübeleien sind mir zu schwer, sie machen mich kaputt und bringen mich weg von Gott. – Er bricht aus dem Teufelskreis seiner Gedanken aus und tritt ein „ins Heiligtum Gottes“, in Gottes Nähe. Da geht ihm ein Licht auf. Er nimmt wahr, wie schlüpfrig der Grund ist, auf dem die Gottfernen stehen, wie schnell ihre Glückssträhne reißen kann. Vor allem erkennt er, welch einen festen Grund er in seinem Leben hat. So nimmt er zum Schluss seines Gebetes das „Ich aber“ des Anfangs wieder auf:
„Ich aber - Gott nahe zu sein ist mein Glück.“

Ein Zweifaches klingt darin an: „Gott ist mir nahe“ - und: „Ich bin Gott nahe“. Diesen Zweiklang finden wir auch in der Grafik Stefanie Bahlingers.

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Gott ist mir nahe
Kann ich Gottes Nähe überhaupt aushalten? Gott von Angesicht zu Angesicht sehen, würde doch kein Mensch überleben! Nur wenige durften sich ihm stellvertretend nähern, wie etwa der Hohepriester im Allerheiligsten. Für die Nähe Gottes zu uns Menschen wählt die Künstlerin das Bild von der Weinrebe.
Die saftigen Trauben in der Bildmitte gehören zu einem Weinstock, dessen Zweig sich waagerecht über die obere Bildhälfte erstreckt. Sie hängen an ihm, sind mit ihm und untereinander verbunden. Aufgefangen und gehalten in einem durchsichtigen Kelch. Ganz stark erinnert das an Jesu Worte: „Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht; denn ohne mich könnt ihr nichts tun.“ (Joh. 15,5). In Jesus hat Gott selbst die unmittelbare Nähe zu sich hergestellt. Ein feiner Längsbalken zieht sich senkrecht nach unten durch den Zweig und bildet so mit ihm ein Kreuz. Jesu Leiden und Sterben wird durch die Blutstropfen entlang des Längsbalkens angedeutet. Warmes Licht strahlt in Richtung Kelch von dem Kreuz ab. Ein Bild voller Energie und Lebendigkeit!
An der Stelle, an der sich Kreuz und Kelchrand berühren, springt ein leuchtender Funke über. Sein weißes Licht umgibt den Kelch, breitet sich in ihm aus und korrespondiert mit der hellen Sonne rechts oben.

Ich bin Gott nahe
Am dunkelsten ist die Grafik unten links in der Diagonale zur Sonne. Allerdings leuchtet auch hier rötliche Farbe auf. Der Psalmbeter macht die Erfahrung und muss vor Gott eingestehen: „Ja, wer dir fern ist, geht zugrunde“.
So hängt der Wert seines ganzen Lebens und Schaffens davon ab, ob er in Gottes Nähe bleibt. In Gottes Nähe erkennt er, was wirklich zählt. Nichts auf der Erde oder im Himmel kann für ihn die Nähe zu Gott aufwiegen. Sie ist gut für ihn, sie ist seine Freude, sie ist sein Glück.

Was ist gut für mich,
was ist meine Freude, was ist mein Glück?

Fällt mir da zuerst die Nähe Gottes ein?
Oder nicht vielmehr meine Familie oder Erfolg im Beruf? Sind es meine Freunde, atemberaubende Momente im Urlaub, die mich glücklich machen? Oder meine Gesundheit und finanzielle Unabhängigkeit? - Alles nicht verwerflich! All das darf ich genießen! Allerdings kann es zwischen Gott und mir stehen, wenn das mein einziger Wert ist. Letzten Halt vermögen sie mir nicht zu geben. Es sind Geschenke auf Zeit. Das ist mir mal mehr, mal weniger bewusst. Ganz nah bei Gott zu bleiben, schaffe ich nicht von mir aus. Auch nicht der Psalmbeter. Wohl sagt er: „Ich aber bleibe immer bei dir“, doch schließt er sogleich an: „…du hältst mich an meiner Rechten. Du leitest mich nach deinem Ratschluss und nimmst mich am Ende auf in Herrlichkeit.“

Außerhalb des Kelchs sind angedeutete Kreise und Flächen. Die Kreise können Trauben sein, die von der Rebe abgefallen sind. Einer der Kreise links unten ist mit einer Zahl versehen – so können es auch Geldstücke – und Scheine sein. Sind es Perlen oder Kugeln, gar Lottokugeln? Jedenfalls steht das Kreuz mitten darin. Sein heller Schein fällt auch auf sie. Allerdings können sie keinen letzten Halt bieten. Sie scheinen im Raum zu schweben – wie Seifenblasen zu zerplatzen oder nach unten durchzufallen – zusammen mit denen, die ihr Herz an sie hängen, ihr Leben nach ihnen ausrichten.

Gott nahe zu sein ist mein Glück
In ganz besonderer Weise passiert diese Nähe im Abendmahl. In der Grafik schimmert beim genauen Hinsehen Wein im Kelch, durch den von oben her helles Licht fällt. Der Kelch steht auf einem schemenhaften Fuß, durch den der Wein nach unten durchzufließen scheint. Das Blut am Kreuz spiegelt sich in dem Wein im Kelch wider. Jesus lädt mich ein an seinen Tisch. Dass er für mich ist, wird mir im Abendmahl persönlich zugesprochen. In Brot und Wein ist er mir ganz nahe, darf ich ihn, seine Freundlichkeit und Güte schmecken. Wie beim Psalmbeter im Heiligtum, so kann diese Nähe auch bei mir eine erstaunliche Verwandlung bewirken. Indem ich entdecke, dass ich nicht allein bin mit meinem Fragen und meiner Verzweiflung, mit meinem Versagen und meiner Schuld. Er schenkt mir, soviel ich brauche. Er begegnet mir auch in Menschen an meiner Seite. Bei ihm komme ich nicht zu kurz. Auch wenn ich mich immer wieder von Gott entferne, oft ohne es zu merken, bleibt er mir doch nahe. Das ist mein Glück!

Das Kreuz weist hin auf die strahlende Sonne, die wie eine Perle aus der Ewigkeit herein leuchtet. Dahin, in seine unmittelbare Nähe, lädt Gott mich ein. Da ist vollkommenes Glück!

Text: Renate Karnstein

Gerne stellen wir Ihnen unsere Jahreslosungsmotive für Ihre Kirchengemeinde zur Verfügung: Download Jahreslosungen

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