Die Jahreslosung

Die Jahreslosung 2007

Gott spricht: "Siehe, ich will ein Neues schaffen, jetzt wächst es auf, erkennt ihr's denn nicht?"

Jesaja 43,19a (L)

Ein abgehauener Baum. Nur der Stumpf ist noch übrig geblieben. Wind und Wetter ausgesetzt. Innen hohl. Morsch. Tot. So scheint es. Doch wo kein Leben mehr möglich sein kann, erblüht plötzlich ein Rose. Durch den Lichteinfall von oben wird ihre strahlende Schönheit unübersehbar. Mehr noch: Die Kraft des Lichts drängt die Dunkelheit, die zuvor alles umgeben hat, mit aller Macht an den Rand. Und man ahnt, was der Künstler in seinem Bild sagen will: Die Finsternis geht zu Ende. Unweigerlich.

„Siehe, ich will ein Neues schaffen, jetzt wächst es auf, erkennt ihr’s denn nicht?“ So redet Gott im Buch des Propheten Jesaja. Alles deutet auf einen Neuanfang hin. Doch das Volk Israel, dem diese tröstende Botschaft gilt, hat dafür weder Auge noch Ohr. Zu trostlos empfindet es seine Lage: Nach dem Untergang Israels, der Zerstörung des Tempels in Jerusalem, deportiert in das ferne Babylon. Ohne Hoffnung, dass sich ihre Lage je wieder ändern könnte.

Warum merken sie denn nicht auf? Spüren sie denn nicht, dass sich eine neue Epoche ankündigt? Dass die Herrschaft des babylonischen Reiches ihrem Ende entgegen geht und mit dem Perserkönig Kyros ein neuer Herrscher zu großer Macht gelangen wird? Und dass das Volk Israel nach fast fünfzig Jahren endlich wieder in die Freiheit entlassen wird und zurückkehren darf. Gott hat es schwer. Seine Botschaft – Trost für Trostlose – kommt nicht an. Seine Zuhörer sind wie taub. Und sie sind blind, die Zeichen der Zeit zu erkennen. Um ihr Herz zu erreichen, ihren Schwermut in Mut zu verwandeln, formuliert Gott ein ums andere Mal seine Heilszusage neu. Der variantenreiche Trost hat einen Kern: Rechnet mit Gott, stellt ihn euch so vor, wie in euren kühnsten Träumen. Er ist der Schöpfer der Welt. Er ist der Herr der Geschichte. Er vermag das Schicksal seines Volkes zum Guten zu wenden – ungeachtet aller Katastrophen. Dazu erinnert er an das bis heute im Volk Israel in wachem Bewusstsein gehaltene Urdatum seiner Hilfe: An den Auszug aus der ägyptischen Gefangenschaft. Mit dem Ende der babylonischen Gefangenschaft steht im Grunde ein zweiter Exodus bevor, der der Rettung aus Ägypten an Bedeutung in nichts nach steht.

Das gebannte Starren auf das Negative lässt sich wohl nur so überwinden, indem der Blick immer wieder von der konkreten Situation weg und auf das große Ganze gelenkt wird: Gott ist der Schöpfer der Welt. Er ist der Herr der Geschichte. Er lässt immer wieder neu Wege entstehen – auch dort, wo man es nicht erwartet: Selbst aus einem Baumstumpf lässt er Neues wachsen. Das Neue, das ganz Andere ist aus christlicher Sicht untrennbar mit Jesus verbunden. Gott begegnet uns in einem Kind. In Jesus wurde er Mensch. Neues ereignete sich – ausgerechnet – in einem Stall. Sein Tod am Kreuz bedeutete nicht das Ende. In der größten nur denkbaren Gottesfinsternis ist der Keim für das Neue angelegt. Gott weckt Jesus von den Toten auf. Oder – mit Paulus gesprochen: „Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden“ (2. Korinther 5,2). Das ist schon jetzt erkennbar.

Eine Ermutigung, die Menschen unserer Zeit nötiger haben denn je. Mag es auch dunkel um mich herum sein. Es wird nicht bleiben, wie es ist, sondern es soll wieder hell werden: In der Mitte der Nacht beginnt ein neuer Tag. Dort, wo es am dunkelsten ist, begegnet die Trostbotschaft: Gott will Neues schaffen. Jetzt wächst es auf. Der Same ist gelegt, schont keimt er. Der Wachstumsprozess hat längst begonnen.

Motiv: "Stumpf Isais" von Sieger Köder
Text: Udo Hahn

Gerne stellen wir Ihnen unsere Jahreslosungsmotive für Ihre Kirchengemeinde zur Verfügung: Download Jahreslosungen

Keine passenden Artikel gefunden …

▲ nach oben ▲