Die Jahreslosung

Die Jahreslosung 2006

Gott spricht: "Ich lasse dich nicht fallen und verlasse dich nicht."

Josua 1,5b (E)

Josua ist jetzt auf sich allein gestellt; er trägt die Verantwortung. Mose ist tot. Das Volk Israel steht am Ufer des Jordan. Auf der anderen Seite liegt das verheißene Land. Gottes Zuspruch - „Ich lasse dich nicht fallen und verlasse dich nicht“ (1,5b), wie es in der Einheitsübersetzung heißt - wird ihm gut getan haben. Getrost und unverzagt soll er sein - dieser Hinweis erfolgt drei Mal zu Beginn des Buches Josua. Sicher kein Zufall. Ermutigung tut gut, wenn man sich im Aufbruch befindet. Josua muss diesen Weg nicht allein gehen. Gott geht ihn mit. Gott als Begleiter - ein in der Bibel vielfach wiederkehrendes Bild. Nicht allein unterwegs sein zu müssen, diese Zusage hat etwas Beruhigendes.

Die Lebenserfahrung lehrt oft anderes: Da fühlen sich Menschen fallen gelassen wie die sprichwörtlich „heiße Kartoffel“. Wenn die Firma ein ganzes Werk oder eine Abteilung dicht macht und die Betroffenen in die Arbeitslosigkeit entlässt. Wenn eine Ehe zerbricht, weil der eine das große Glück mit der jüngeren Lebensgefährtin zu erlangen sucht. Wenn die Diagnose „Krebs“ lautet und es einem vorkommt, als werde ihm der Boden unter den Füßen weg gezogen. Kaum etwas, das die Gefühlslage negativer beeinflusst, als die Angst, allein gelassen zu werden.

Der Künstler setzt in stets neuen Motiven das Versprechen Gottes ins Bild. Da sind die Regentropfen, die in einer Schale aufgefangen werden. Kein Tropfen darf verloren gehen. Jeder einzelne ist kostbar. Da sind die ausgestreckten Hände, die sagen wollen: Niemand kann tiefer fallen als in Gottes starke Hände. Da ist das Floß, das von den Wellen getragen wird und nicht untergeht. Da sind Sonne und Mond - eine Anspielung an Gottes Zusage am Ende der Sintfluterzählung: „Solange die Erde steht, soll nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht“ (1. Mose 8,22). Und da ist Gott der den Menschen nicht aus dem Blick lässt, sich ihm zuwendet und segnend die Hand hebt.

Hier steht nicht: „Passen Sie gut auf sich auf!“ Wörtlich genommen bedeutet es, ich muss auf mich selbst achten. Daran ist ja auch etwas Richtiges. Vieles im Leben muss ich selbst entscheiden, muss mir überlegen, was ich tue. Aber in Krisensituationen hilft es wenig, wenn mir jemand raten würde, ich solle auf mich selbst achten. Das Besondere an diesem Bibelwort ist, dass der Text nicht von dem spricht, was ich tun soll, sondern davon, was Gott vorhat. Der Grund, warum Josua getrost und unverzagt sein kann, ist darin zu sehen, weil Gott ein Treueversprechen abgibt. Wer sich von Gott geliebt weiß, kann unverzagt sein. Es ist die Liebe Gottes, die unsere Angst überwindet. Freilich: Weder gibt es eine Glücks- noch eine Erfolgsgarantie. Gottes Liebe ist keine Versicherung, aber eine Vergewisserung.

Josuas Weg in das gelobte Land war steinig. Aber - und das ist das Entscheidende - Gott ist seinem Volk treu geblieben. Christinnen und Christen lesen Texte des Alten Testamentes aus der Sicht des Neuen Testamentes. Und in dieser Perspektive darf man hinzufügen: Gott ist treu geblieben bis hin zur Sendung Jesu und dessen Tod und Auferweckung. Josua heißt im Hebräischen „der Herr ist Hilfe“, „Gott ist Heil“. In der Septuaginta, der griechischen Übersetzung des Alten Testamentes, wird der Name Josua als Jesus wiedergegeben. Jesus von Nazaret hieß im Aramäischen Josua.

Mit Recht zeichnet der Künstler die neutestamentliche Perspektive in die alttestamentliche Botschaft ein. Im Mittelpunkt des Bildes: das Kreuz. Was für Josua noch in der Zukunft liegt, ist für uns bereits geschehen. Aus der Verheißung wurde Gewissheit.

Wir brauchen diese Vergewisserung: Gott lässt dich nicht fallen. Er verlässt dich nicht. Das macht mich ruhig und gelassen. Das Unbekannte, das vor mir liegt, verliert seinen bedrohlichen Charakter. Es eröffnet Möglichkeiten - trotz allem.

Motiv: Michael Blum
Text: Udo Hahn

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